Kurzgeschichte (ca 200 Postings) "Auf der Suche nach Geborgenheit

    • Offizieller Beitrag

    Auf der Suche nach Geborgenheit


    Eine Geschichte von Rudolf Gerhard Bucklisch


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    Hinweis: Wer nahe am Wasser gebaut ist, sollte dies bitte nicht lesen, da es ein sehr trauriges Kaptitel ist
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    Kapitel 1. Der Abschied


    Es ist ein regnerischer Freitag. Verschwommen nahm der 10 jährige Bennjamin Büchner eine Stimme wahr, die da sprach: "Der Herr hat Dich geboren, der Herr hat Dich genommen. Staub zu Staub, Asche zu Asche. In Ewigkeit Ahmen1". Benjamin blickte auf einen Sarg und war überfordert mit der Situation. Zwar wusste er, das seine Mama auf eine Reise gehen würde, aber fieberhaft fragte er sich: "Warum in so einer engen Kiste und warum durfte er auf diese Reise nicht mit?" Erinnerungen kreisten in seinen Kopf, während vereinzelt noch Regentropfen auf sein Gesicht fielen. .


    Schon vor Wochen sprach sie von einer Reise und so sehr er weinte und bettelte, sie erklärte ihm, das sie auf diese lange Reise alleine gehen würde. Aber immer an ihm denken würde und im Herzen auch immer bei ihm sei. Als die Diagnose Krebs von den Ärzten festgestellt wurde, hatte Nicole Büchner nur noch einen Wunsch und dieser war dafür zu sorgen, das ihr kleiner Liebling, wie sie ihren blond-bräunlichen Jungen nannte, ein neues Zuhause finden würde.

    Über das Internet fand sie ein Kinderheim mit dem Namen "Paradies" Dort wuchsen Kinder auf, die keine Eltern mehr hatten oder Kinder, deren Eltern sie nicht wollten. Es lag etwas Abseits von Würzburg in ein kleines Dorf. Das Hauptgebäude war ein Schloss auf einen Berg, umgeben von einer Insel, welche nur mit einer Fähre erreichbar ist. Die Mauer um das Gelände und das eigene Gotteshaus lassen noch erähnen, das der ganze Komplex einst ein Kapuziner Kloster im 15 Jahrhundert war, ehe es Jahre leer stand, zerfiel und erst 1945, nach Ende des 2. Weltkrieges einen neuen Besitzer fand, welcher alles sanierte und ein Heim für heimatlose Kinder daraus machte. Heute gehört das "Paradies" zu den modernsten Internaten und wird immer noch von Emma Hoffmann im solzen Alter von 75 Jahren geführt, Tochter des Gründer Theodor Hoffmann, welche durch Spekulationen an der Börse zu viel Geld kam. Noch Heute finanziert sich das Internat privat aus dem Vermächtnis des Gründers.


    Nicole gefiel der Ort und da sie selbst keinen Kontakt zu eigenen Familienangehörige hatte, ihr Ex-Mann oben im Norden lebte und sich um sein behinderten Jungen weder kümmerte, noch interssierte, schien das Paradies genau der richtig Ort für Benjamin zu sein. Sie begann mit Sonntagsausflüge mit ihrem Liebling das Kinderheim zu besuchen. Brachte öfter Kuchen mit und soweit es ihre Kräfte zu liesen übernahm sie ehrenamtliche Tätigkeiten. Je stärker sich die Krankheit bemerkbar machte, desto öfter besuchte sie mit ihrem Sohn die herlliche Edyle auf.Sie selbst schöpfte dort auch ab und an neue Kraft und genoss zum Beispiel den großen Kräutergarten. Ab und an wurde sie und Benny vom Heimleiter Andre Brinkmann zum bleiben überredet und so wurde es oft ein Wochende in Harmonie. Es war für Benjamin kein Problem, als seine Mama von dieser Reise sprach und ihm anbot dort zu wohnen. Schnell hatte er dort Freunde gefunden und er ging gerne mit seiner Mama dort hin, weil anders als die meisten Stadtkinder, störte es keinem, das er fast erblindet, fast taub und ein angeborenen Autimus hatte. Im Gegenteil sogar die "Großen" waren nett und die Mädchen fanden den kleinen schüchternen Jungen einfach nur zum knuddeln, wobei Benjamin es nicht leiden konnte, wenn man ihm herzhaft drückte oder durch das Haar strich. Liebhaben durfte ihn nur seine Mama und kuscheln, dafür hatte er Moritz einen ausgewachsenen Bernhardiener Hund den er sogar mit ins Paradies nehmen durfte und seit gut 3 Jahren nicht nur sein ständiger Begleiter, sondern auch bester Freund ist.


    Es kam der Tag an dem die Krankheit so stark wurde, das Nicole ihren Jungen schweren Herzens ins Kinderheim brachte. Wohl wissend, das es auch der Tag ist an dem sie ihm zum letzen mal sehen würde, ihn ein letztes mal küssen würde und in den Arm nahm. Die Verabschiedung verlief Tränen reich und so gerne sie die Wünsche ihres 10 jährigen Jungen immer erfüllte, den größten, sie zu begleiten auf dieser langen Reise, den konnte sie ihm nicht erfüllen. "Sei artig ja?" " Hör auf das was man Dir sagt" "Pass auf Moritz auf" und "Ich hab Dich ganz tolle lieb" waren ihre letzten Worte.
    Schon im Vorfeld hatte Sie mit Andre Brinkmann vereinbart, das ein Besuch von Benjamin im Hospitz nicht in Frage kommt und er seine Mama in tolle Erinnerung behalten. Trotzdem starb sie nicht alleine. Oma Emma, wie die Kinder die Heimbesitzerin liebevoll nannten, war in der Stunde des Todes bei Nicole Büchner.


    Nun stand Benjmain an vordester Front am offenen Grab seiner Mutter. Hinter ihm Oma Emma und Andre Brinkmann. Was Benny nicht verstand war, das seine Mama vor 2 Wochen auf Reise ging. Nun plötzlich wieder da war und jetzt wieder weg ging, ohne ihm besucht zu haben und er darf ihr nur jetzt zum Abschied winken. "Darf ich der Mama die Blume mit geben?" Fragte er und Andre antworte: "Natürlich!" und trat mit dem Jungen ganz dicht an den Eichensarg. Dort legte der Junge nicht nur die rote Rose ab, sondern holte aus seiner Anzugjacke einen zusammen gefallten Zettel auf den mit Kinderhand geschrieben stand: "Hab tich kanz toll lieb und gomm bald wider!"


    Erst später, schon auf der Rückfahrt in "Paradies" überkamen den Jungen die Tränen und die Sehnsucht nach seiner Mutter. Später schließ er vor Erschöpfung ein und träumte natürlich von seiner Mama und den vielen Erlebnissen. Dabei dachte er am liebsten an die Wasserschlacht im Badezimmer, wo Nicole anschließend 2 Stunden brauchte um das Badezimmer wieder zu reinigen. Ein kleines Lächeln viel über seine Lippen.....


    Fortsetzung folgt.....

    • Offizieller Beitrag

    Kapitel 2


    Benjamin



    Es war normal nicht die Art von Andre Brinkmann im Büro zu rauchen. Aber die Beerdigung hatte auch beim Heimleiter spuren hinterlassen und so saß er am Schreibtisch, rauchte eine Zigarette und gönnte sich einen Schluck 25 Jahre alten irisch Wisky, während Erziehrin Lucy den müden Jungen zum Mittagsschlaf ins Bett brachte. Höchste Regel für Angestellte vom Internat war es niemals vor Kinder zu rauchen und für die galt: Ist die Bürotür vom Heimleiter geschlossen, will er nicht gestört werden, da nutzte auch kein anklopfen!

    Er holte die Akte Benjamin Büchner raus und blätterte erstmal wahlos drin rum. Ehe er auf einen von Nicole handgeschriebenen Zettel fand auf dem einige Informationen über Bennjamin stand. So sollte man darauf achten, das Benjamin immer nur am Tisch etwas essen würde und in Begleitung, da er grundsätzlich wenn man nicht aufpassen würde alles mit Moritz teilen würde. Angefangen von Süßigkeiten über Gemüse bis zum Obst und Bernhardiner Hund Moritz war ein lebender Bio-Eimer, weil er grundsätzlich alles frass was aus Benjamins Hand kam.
    Ein weiterer wichtiger Punkt war, enn man mit dem Jungen sprechen möchte, muss man sehr nah ans Gesicht, damit er die Mundbewegungen sehen konnte. Zwar kann er die Gebärdensprache und könne auch Teile der körperbetonten Sprache für Taub-Blinde, aber da er Berührungen nicht mochte, war es schwer mit ihm über die Handfläche zu kommunizieren. Ganz wichtig war auch, wenn Badetag war, musste immer erst Quitsche Ente Donald das Wasser testen, bevor er selbst in die Wanne steigt. Ihm wieder aus die Wanne zu bekommen war noch schwerer, den so sehr er Berührungen nicht mochte, so sehr liebte er das Wasser und so stieg er meist erst wieder aus der Wanne, wenn man bereits den Stöpsel gezogen hatte und das Wasser abgelaufen war. Würde man ihm vorher zwingen aus dem Wasser zu kommen, würde er um sich spritzen und das schreien beginnen.


    Noch Wochen Nach seiner Geburt war die Ehe von Nicole und Hans Büchner in Ordnung. Erst als man nach und nach merkte, das der Junge anders war, als gesunde Babys und viel mehr aufmerksam brauchte, veränderte sich die Traumehe, welche nur 3 Jahre nach der Geburt durch eine Scheidung endete und der Mann auf nimmer wieder sehen verschwand. Benjamin machte es Nicole unmöglich wieder in den Beruf einer Abteilungsleiterin einzusteigen. Er brauchte den ganzen Tag ihre Aufmerksamkeit. Ihr war seine Behinderung egal. Sie liebte den Jungen mit dem Herzen einer Mutter und so schwer der Alltag manchmal mit ihm war, überwiegten doch die schönen Tage. Machte er für Menschen, die ihn nicht kannten, von außen einen hilflosen Eindruck, hatte sie erkannt, das der Junge nicht nur eine musikalische Begabung hatte, sondern ein sehr gutes und großes Gedächtnis. Meist musste man ihm nur einmal was zeigen und er hatte es verinnerlicht. Sie versuchte im mögilchst normal zu erziehen, band ihm in häuslicher Arbeit wie Tisch decken, Zimmer aufräumen und mit Moritz Gassie gehen ein.


    Ab seinen 7. Lebensjahr besuchte Benjamin in Würzburg eine Schule für Taub-Blind Kinder, obwohl er noch einen minimalen Restsehvermögen hatte. Nicole wollte sicher gehen, das er sein Leben meistern wird. Da er außerhalb der Schule kaum Freunde fand, schenkte sie ihm an einem heilig Abend Moritz. Das dieser mal so groß wird wir ein Kalb und wenn er sich auf das Wohnzimmersofa legte, kein weiter Platz hatte, hatte sie verdrängt, als sie ihm als kleinen süßen knuddliges Welpen aus dem Tierheim holte. Motiz hatte sie als Welpe genau so liebevoll angeschaut, wie es Benjamin mit seinen blauen Augen konnte. Der Junge und sein Hund wurden unzertrennliche Freunde und Benny teilte alles mit ihm. Als der Hund noch klein war, war das Teilen vom Bett kein Problem, später füllte Morritz 3/4 des Bettes und Benny 1/4. Nur mit Mühe brachte sie Beiden bei, das es doch besser wäre, wenn der Hund vor dem Bett schlafen würde. Richtig Spass hatte er im Winter, wenn er er auf den Schlitten saß und Moritz im zog. Nur einmal gab es Probleme, als Moritz für 6 Monate zur Ausbildung zum Blindenhund musste und der Junge seinen Freund vermisste. So war es, das Benny nicht nur seiner Mutter aufs Wort gehorchte, sondern wenn Moritz bellte, stupste oder ihm den Weg versperrte, wusste Benny was zu tun ist. Als Moritz größer wurde, ließ auch das hänseln der anderen Kinder nach, weil wenn der Bernhardiener mal knurrte oder bellte ergriffen sie die Flucht.


    Sie erzog ihren Jungen zwar streng und bereitete ihm auf das Leben vor, doch vergass sie nie das liebevolle. Auch seine Macken akzeptiere sie. Respekt gegenüber anderen und soziale Einstellung waren ihr wichtig. In manchen Punkten übertrieb der Junge das, aber auf einer Art, wo man ihm nicht böse sein konnte. So freute sich nicht nur Benny, auf eine Tüte Gummibären, sondern auch Moritz. Das ganze lief immer so ab: Eins für Benny, eins für Moritz, eines wieder für Benny und wieder eins für Moritz. Später im Paradies wurden noch mit anderen Kinder geteilt. Es war für die Erzieher zum Teil lustig anzuschauen, wenn die Kinder im Garten saßen, etwas aßen, und Moritz bellte, weil man ihm übergangen hatte.


    Nun ist es die Aufgabe von Andre Brinkmann und seinem Team, den Jungen weiter durchs Leben zu führen. Natürlich konnte man den Jungen nicht die Aufmerksamkeit schenken, die er bei seiner Mutter hatte, aber durch seine gewonnen Freunde und vor allem Oma Emma könne man es etwas ausgleichen. Etwas problematisch würde es mit den kleinen Ticks des Jungen werden. Nicole nannte diese spassig das "Monk-Snydrom", benannt nach einen TV-Deketiv der einen kräftig an der Waffel hat, aber richtig von Genialtät spruddelt. Ganz so schlimm war und ist Benny nicht.


    "Nun ja, wozu habe ich den Beruf gelernt, wenn ich mich nicht diese Herausforderung stellen würde" dachte Andre, klappte die Mappe zu und drückte die Zigarette aus.....